13.06.2019: DAs war die Jugend-Fachtagung #change

Ali Mahlodji - Foto: pro mente OÖ
Ali Mahlodji - Foto: pro mente OÖ

Bei der Jugend-Fachtagung 2019 #change am 12. Juni im Ursulinenhof Linz drehte sich alles um das Thema "Übergänge im Jugendalter" und wie diese am besten gestaltet und begleitet werden können.

 

Vorstandsvorsitzender Prim. Dr. Kurosch Yazdi und Mag.a Manuela Nemesch (Geschäftsfeldleiterin pro mente Jugend) begrüßten rund 280, aus ganz Österreich angereiste, TeilnehmerInnen. Auch die oberösterreichische Landespolitik war gut vertreten. Landtagsabgeordnete Mag.a Dr.in Elisabeth Manhal (i. V. für den Landeshauptmann), Landtagsabgeordneter Peter Binder (i. V. für Bürgermeister Klaus Luger) und Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer betonten einhellig wie wichtig es sei, adäquate Beratungs-, Betreuungs- und Beschäftigungsangebote für Jugendliche zur Verfügung zu stellen, im besonderen für Jugendliche und junge Erwachsene, die aufgrund psychosozialer Probleme vermehrt Unterstützung benötigten. Moderator Erwin Kargl führte kompetent und kurzweilig durch die Veranstaltung.

 

Für sowohl fachlich-spannende als auch emotionale Inputs sorgten der renommierte Wiener Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Paul Plener, und Ali Mahlodji, EU-Jugendbotschafter und Gründer der Berufsorientierungsplattform whatchado.com. Am Programm stand auch ein Vortrag zum Thema "20 Jahre Jugendwohnhaus blue.box", der von Mag.a Bettina Neumayer und DSA Simone Schweitzer gestaltet wurde.

 

Ein Sportwagen mit fehlenden Bremsen

Dr. Plener gab Einblicke in die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema psychiatrische Erkrankungen in der Adoleszenz und wie Übergänge im Setting der Kinder- und Jugendpsychiatrie auch im internationalen Vergleich gehandhabt werden. Er verglich die Adoleszenz, aufgrund der massiven Umbauprozesse in Körper und Gehirn, mit einem Sportwagen mit fehlenden Bremsen. Das häufig risikoreiche, impulsive und irrationale Verhalten sei aber zum größten Teil diesem Umbau im Gehirn zuzuschreiben, das in Zeiten der Pubertät einer Großbaustelle gleiche. Trete bei Jugendlichen dann allerdings vermehrt krisenhaftes Verhalten auf oder sogar Suizidgedanken bzw. -versuche, bräuchte es rasche, professionelle Hilfe. Dies sei besonders wichtig, um auch im späteren Erwachsenenalter das Auftreten von psychischen Erkrankungen zu verringern bzw. zu vermeiden.

 

Alle haben Potential

Sehr persönlich und emotional war der Auftritt von Ali Mahlodji. Ali bewegte das Publikum spürbar mit seiner Geschichte, die von Tiefen und Höhen geprägt war. Sein Credo lautete, Kinder bedingungslos zu lieben und immer an sie und ihr Potential zu glauben. Diese Rolle müssten und könnten aber nicht immer die Eltern übernehmen. Darum seien z. B. PädagogInnen, BetreuerInnen und andere WegbegleiterInnen hier oft sehr wichtige Bezugspersonen. Vor allem aber plädierte Ali Mahlodji dafür, unser Weltbild und unsere Vorstellungen nicht unseren Kindern vorzugeben. Wir Erwachsene sollten vielmehr von Kindern lernen und nicht umgekehrt. Und: Das Potential jedes einzelnen liege vielmehr bereits in ihm oder ihr und warte oft nur darauf, sich - mit Unterstützung - entwickeln zu können.

 

"Zeit der Genesung"

Unter dem Titel "20 Jahre Jugendwohnhaus blue.box im Wandel der Zeit. Eine Reise vom 'damals' ins 'heute'" beschrieben zwei langjährige MitarbeiterInnen, Mag.a Bettina Neumayer und DSA Simone Schweitzer, wie sich die Jugendarbeit am Beispiel des Jugendwohnhauses entwickelt hat. Sie berichteten über Haltungen und Selbstverständlichkeiten und skizzierten Betreuungs- und Interventionsideen. So sah das ursprüngliche Konzept des Pilotprojekts "Jugendwohnhaus" eine viel längere Aufenthaltsdauer vor und viele Regeln und Strukturen waren damals anders. Heute ist das Jugendwohnhaus zu einem Übergangswohnhaus für weibliche Jugendliche und junge Erwachsene mit einer psychischen Erkrankung und/oder psychosozialer Beeinträchtigung geworden. Die Jugendlichen können zwischen 13 und 23 bis zu 1,5 Jahre im Wohnhaus leben. In einem sicheren und stabilen Umfeld erhalten sie die Zeit, die sie zur Stabilisierung und Erbeitung neuer Zukunftsperspektiven benötigen. Ehemalige Bewohnerinnen beschrieben die Zeit in der blue.box als "Zeit der Genesung" und als Wendepunkt in ihrem Leben. Auch aktuelle Herausforderungen in der Jugendarbeit, wie z. B. finanzielle Unsicherheiten und wechselnde politische Rahmenbedingungen waren Thema im Vortrag.

 

Am Nachmittag wurde zu verschiedenen Schwerpunkten in unterschiedlichen Workshops weitergearbeitet. Um circa 16.30 Uhr endete die Veranstaltung mit einer Zusammenfassung durch Moderator Erwin Kargl.

 

Die Präsentationen zu den Vorträgen finden Sie auf der pro mente Jugend-Homepage unter https://www.promentejugend.at.

 

Anbei befindet sich auch ein Video, das 2019 anlässlich 20 Jahre pro mente Jugend gemeinsam mit Jugendlichen produziert wurde.

 

Fotos 1-5: LandOÖ/Stinglmayr, 6-10: pro mente OÖ

 

Herzlichen Dank an die Sponsoren der Veranstaltung!