16.09.2020: bundesministerin susanne raab zu besuch bei pro mente OÖ

v.l.: Wolfgang Hattmannstorfer, Gernot Koren, Susanne Raab, Kurosch Yazdi, Tea Gusenleitner, Karin Thonhofer
v.l.: Wolfgang Hattmannstorfer, Gernot Koren, Susanne Raab, Kurosch Yazdi, Tea Gusenleitner, Karin Thonhofer

Die Bundesministerin für Frauen und Integration, MMag Dr. Susanne Raab, besuchte am 14. September die FA Kontrast und das Clubhaus pro people von pro mente OÖ in der Linzer Innenstadt. Begleitet wurde sie dabei von Dr. Wolfgang Hattmannstorfer, OÖVP-Landesgeschäftsführer und Hilfswerk-OÖ Obmann, dem Vorstandsvorsitzenden von pro mente OÖ, Prim. Dr. Kurosch Yazdi, dem Geschäftsführer von pro mente OÖ, MMag. Gernot Koren MAS und der Regionalleiterin Dr. Karin Thonhofer.

 

Im schattigen Gastgarten des Restaurants Kontrast kam man bei einem ersten Willkommen ins Gespräch: Themen wie der coronabedingte Lockdown, die Auswirkungen auf die Menschen im Land und die psychische Gesundheit standen im Vordergrund. Viel habe sich schon im Bereich "Psyche und Entstigmatisierung" getan, aber man sei noch lange nicht dort, wo man hin wolle, betonte die Ministerin. Ihr sei es vor allem ein großes Anliegen, dass in allen Bundesländern stabile Versorgungsangebote zur Verfügung stehen.

 

Im Lockdown sei man speziell mit den Folgen von sozialer Isolation und häuslicher Gewalt konfrontiert gewesen, berichtete Gernot Koren. Die Krisenhilfe OÖ und die Psychosozialen Beratungsstellen seien für die Menschen die ersten und wichtigsten Anlaufstellen in der Coronakrise gewesen. Dennoch sei man auf viele Hindernisse aufgrund der geltenden Verordnungen gestoßen. Viele KlientInnen hätten die ersten 6 Wochen halbwegs gut überstanden. Je länger aber die Isolation dauerte, umso mehr sei pro mente OÖ mit den Folgewirkungen konfrontiert gewesen, so Gernot Koren weiter.

 

Hilfs- und Unterstützungsangebote müssen in jedem Fall verfügbar sein

Kurosch Yazdi brachte es auf den Punkt: "Es ist essentiell, dass alle Hilfs- und Unterstützungsangebote auch bei weiteren Krisen, wie einem möglichen zweiten Lockdown, weiterhin gut arbeiten können. Man muss für schwer chronisch kranke Menschen, die telefonische oder Online-Angebote wie z. B. Videokontakte, nicht in Anspruch nehmen wollen oder können, in welcher Form auch immer, da sein." Die zweite Gruppe seien die Menschen, die nach einer Lebenskrise dringend nachgehend Unterstützung brauchen. Man dürfe diese Menschen nicht allein lassen und müsse auch seitens der Politik Regelungen finden. pro mente OÖ habe hier aber, so wie viele andere Sozialunternehmen auch, alles getan, um mit den Menschen in Verbindung zu bleiben.

Jugendlichen Berufsperspektiven geben

Auf großes Interesse bei der Integrationsministerin stieß auch das Thema "NEETs". NEET steht für Not in Education, Employment or Training und umfasst damit eine Gruppe von jungen Menschen, die sich weder in Arbeit, Ausbildung, Schulung oder in einem Beschäftigungsverhältnis befinden. Hier werden bei resp@ct, einem Angebot von pro mente OÖ, großartige Erfolge erzielt: Rund 70 % der jungen Menschen finden nach dem Projekt eine Anstellung, einen Ausbildungsplatz oder den Weg zurück in die Schule wieder. Dieser hohe Wirkungsgrad ist einzigartig, bietet und eröffnet Lebens- und Berufsperspektiven für junge Menschen und verhindert somit soziale Ausgrenzung und Verschlechterung der psychischen Gesundheit.

 

Das Clubhaus pro people – Ein Ort, der Menschen mit psychischen Erkrankungen einlädt und stabilisiert

Auch beim Besuch im Clubhaus, in dem KlientInnen persönlich zu Wort kamen, war die Integrationsministerin beeindruckt von den Lebensgeschichten und der Gemeinschaft. Denn zu einem gelingenden Leben gehöre es, seine Talente und Fähigkeiten in einer Gemeinschaft einzubringen, meinte die Ministerin. Das bestätigte auch die Leiterin des Clubhaus Naima Hattmannstorfer: "Vor allem nach einer Krise braucht es gerade niederschwellige Angebote, um in der Gesellschaft wieder anzudocken." Diese niederschwelligen und bescheidfreien Angebote fallen aber oftmals als erstes dem Sparstift zum Opfer. Und das, obwohl sie es sind, die Menschen nach einer schweren psychischen Krise abholen und stabilisieren, legte Kurosch Yazdi dar: "Bei einem Krankenhaus-Aufenthalt infolge einer schweren psychischen Krise werden die Betroffenen, sobald sie medikamentös eingestellt sind, bald heimgeschickt. Gleichzeitig hat sich die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus im letzten Jahrzehnt auf etwa 11 Tage halbiert. Und der nächste Facharzt-Termin lässt oft monatelang auf sich warten."

 

Für Ministerin Raab war es ein großes Anliegen, die Themen, die ihr im Laufe des Vormittags präsentiert wurden, mit nach Wien zu nehmen: "Es ist großartig, was pro mente OÖ in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat." Vor allem im Bereich Berufliche Integration könne man sich hier einiges abschauen. Gerade aufgrund des Lockdowns und der aktuellen Arbeitsmarktsituation brauche es dringend Programme, die junge und niedrig qualifizierte Menschen unterstützen. Hier werde vor allem bereits jetzt in Arbeitsmarktprogramme investiert, meinte die Ministerin. Somit endete ein sehr interessanter und produktiver Austausch mit der gemeinsamen Übereinkunft, weiterhin Ideen und Angebote auszutauschen, um die psychische Gesundheit für alle Menschen laufend zu verbessern, was v. a. in coronabedingten Zeiten von besonderer Relevanz ist.