06.07.2022: Pressekonferenz: "Schulden" trifft "Psyche"

Der Krieg in der Ukraine, die Coronapandemie – und jetzt wird das Leben auch noch richtig teuer. Zunehmend mehr Menschen leiden an den Folgen der Teuerungswelle. Nicht nur die finanzielle Situation macht den Menschen Sorgen - immer mehr OberösterreicherInnen kämpfen mit psychosozialen Problemen. Die Krisenhilfe OÖ und die Schuldnerberatung OÖ helfen gemeinsam - präventiv und wenn die Krisen akut werden. Gemeinsam mit der Schuldnerberatung OÖ veranstaltete die Krisenhilfe OÖ aus diesem Grund am 6. Juli 2022 eine Online-Pressekonferenz. Das Thema: „Schulden“ trifft „Psyche“ - Finanzielle und psychische Belastungen nehmen zu. Am Podium saßen die Leiterin der Krisenhilfe OÖ, Sonja Hörmanseder, und Andrea Kagerer von der Schuldnerberatung OÖ.

 

„Seit März 2022 wird die Krisenhilfe OÖ um rund ein Drittel mehr von Menschen kontaktiert, deren Probleme direkt oder indirekt mit der Teuerungswelle zu tun haben. Vor allem Familien mit mehreren Kindern und AlleinverdienerInnen sind zur Zeit besonders belastet“, sagt Mag.a Sonja Hörmanseder, Leiterin der Krisenhilfe OÖ. „Psychische und finanzielle Belastungen gehen oft Hand in Hand. Die Gründe, warum sich Menschen an uns wenden, sind vielfältig. Dazu gehören Zukunftsängste, Ängste vor möglichen Bedrohungsszenarien und Existenzängste, bzw. die Angst vor Verarmung. Weiters werden wir aufgrund von Beziehungsthemen wie Trennung und häusliche Gewalt bis hin zum Thema Suizidalität kontaktiert. Menschen wenden sich ebenso an uns, um Unterstützung bei ihren finanziellen Problemen zu bekommen. Dann sind wir sehr dankbar, dass es in Oberösterreich Angebote wie die Schuldnerberatung und die Schuldnerhilfe gibt, an die wir weitervermitteln können.“

 

„Auch wir konnten in den letzten Monaten 10% mehr Erstkontakte bei der Schuldnerberatung OÖ verzeichnen“, sagt Mag.a (FH) Andrea Kagerer, Schuldnerberaterin in der Schuldnerberatung OÖ. „Dabei machen uns einige Themen besonders Sorge: Wir befürchten, dass sich das Thema Kinderarmut aufgrund der geringen finanziellen Spielräume von Familien und AlleinerzieherInnen noch einmal verschärfen wird. Aber auch alleinstehende Personen mit geringem Einkommen und MindestpensionistInnen sind massiv betroffen. Ein weiterer Punkt ist die zu erwartende Wohnraumverkleinerung: Menschen müssen wieder häufiger zusammenziehen, damit es sich finanziell ‚ausgeht‘. Sprich: Erwachsene müssen wieder zu ihren Eltern ziehen und die Solidarität der Familie ist mehr gefordert denn je. Das kann sehr viel Konfliktpotential mit sich bringen. Hier verweisen wir dann gerne an die Krisenhilfe OÖ.“

 

Krisen kommen zeitverzögert

Die ExpertInnen der Krisenhilfe OÖ und der Schuldnerberatung OÖ gehen davon aus, dass im Herbst wiederum mit einem Anstieg an Hilfesuchenden zu rechnen ist, denn psychische Belastungen, die zu Krisen führen können, treten oftmals zeitverzögert auf. „Wir nehmen die Sorgen der Menschen sehr ernst. Oftmals ist die Familie bzw. das soziale Netzwerk die wichtigste Ressource. Was aber machen, wenn diese Ressource nicht zur Verfügung steht? Die Krisenhilfe OÖ bietet eine erste Entlastung und psychosoziale Stabilisierung an und klärt im Bedarfsfall auch Suizidalität ab. Über Belastungen sprechen zu können, kann einen Teil des Drucks lösen und ein erster Schritt zur Bewältigung sein. Danach werden gemeinsam weitere Schritte überlegt. Daher ist es wichtig, dass wir gut mit den anderen Organisationen vernetzt sind“, sagt Sonja Hörmanseder.

 

Großes Interesse bei den Medien

Aufgrund der Aktualität des Themas war das Interesse der Medien an der Pressekonferenz sehr hoch. Unter anderem waren VertreterInnen von ORF, Kronenzeitung, OÖ Nachrichten, Salzburger Nachrichten, Servus TV, Tips, LIFE Radio und Welle 1 anwesend. Die Unterlagen zur Pressekonferenz können Sie sich im Anhang herunterladen:

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PK Unterlagen KHOÖ und Schuldnerberatung
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