17.03.2021: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Jugendliche

Die Corona-Maßnahmen haben in ganz Österreich Spuren hinterlassen. Die Pandemie hat auch bei vielen jungen Menschen den Alltag auf den Kopf gestellt. ExpertInnen warnen nun: Die Auswirkungen dieser Zeit und des Lockdowns werden erst jetzt richtig sichtbar. pro mente OÖ veranstaltete daher am 17. März eine Online-Pressekonferenz zu dem Thema "Junge Menschen im Lockdown". Am Podium saßen Prim. Dr. Kurosch Yazdi, Vorstandsvorsitzender von pro mente OÖ, Univ.-Prof. Mag. Dr. Johann Bacher, Abteilungsleiter Empirische Sozialforschung, JKU, Vorstandsmitglied von pro mente OÖ, Mag.a Manuela Nemesch, Geschäftsfeldleiterin von pro mente Jugend und Dr.in Doris Koubek, Kinder- und Jugendpsychiaterin bei pro mente OÖ.

 

Depressionen, Suchtverhalten, Angst- und Zwangsstörungen: Ein Teil der jungen Menschen hat massiv mit den psychosozialen Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen.

 

„Gerade im Bereich der Verhaltenssüchte merken wir, dass junge Menschen vermehrt professionelle Hilfe benötigen“, sagt Kurosch Yazdi. „Vor allem die Internet- und Handysucht ist in den vergangenen Monaten angestiegen. Die mangelnden Möglichkeiten, persönliche Kontakte wahrzunehmen, haben das Sozialverhalten vieler Menschen nachhaltig verändert."

 

„Psychische Erkrankungen ‚verdichten‘ sich zur Zeit und treten seit Corona früher auf“, sagt Doris Koubek. „Gerade bei jungen Menschen, die früher bereits mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten, treten nun die verschiedenen psychischen Störungsbilder verstärkt auf und die Symptome kommen massiver zum Vorschein.“
Jetzt muss man gut darauf achten, psychische Probleme bei jungen Menschen rasch zu erkennen und diese professionell behandeln zu lassen. „Ängste, Zwangsstörungen, Depressionen und Essstörungen wurden durch Corona besonders ‚getriggert‘. Jugendliche mit einer Essstörung seien hier besonders erwähnt. Diese leiden grundsätzlich schon darunter, sich aufgrund ihrer Erkrankung isoliert und ohnmächtig zu fühlen und zweifeln massiv an sich selbst und ihrem Aussehen. Gerade diese Jugendlichen sind nun durch den permanenten Lockdown noch mehr sich selbst, ihren Gedanken und ihrem Selbstzweifel überlassen.“

 

Soziales Umfeld entscheidend
Corona hat in allen sozialen Schichten Probleme verursacht, die Maßnahmen dazu werden oftmals als belastend wahrgenommen. „Wir unterstützen die Corona-Maßnahmen der Politik und wir erachten sie als sinnvoll, doch man muss auch mit den negativen Folgeerscheinungen umgehen lernen“, sagt Kurosch Yazdi.

 

Bei sozial benachteiligten Familien und in Familien, in denen schon vor Corona viele Probleme gleichzeitig bewältigt werden mussten, sind die Folgen der Pandemie stärker sichtbar. Immer mehr junge Menschen suchen die Hilfsangebote von pro mente OÖ auf.


„Die Corona-Maßnahmen sind für viele sehr schwierig – neben finanziellen Sorgen, haben viele Familien Probleme, ihren Alltag noch irgendwie zu strukturieren. Leider trifft es vor allem wieder die Schwächsten der Gesellschaft am meisten: Junge Menschen – und gerade junge Menschen mit problematischen Familiensituationen“, sagt Manuela Nemesch. „Es braucht ein spezielles, niederschwelliges Angebot für Kinder, Jugendliche und deren Eltern, um diese besser unterstützen zu können. Viele Angebote von pro mente OÖ gehen bereits in diese Richtung.“

 

"Besonders ein Teil der Jugendlichen, der zu der Gruppe der NEETs zählt, also junge Menschen, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und sich nicht in Kursmaßnahmen befinden, haben es gerade besonders schwer", sagt Johann Bacher.

 

Konsequenzen der Pandemie noch schwer absehbar
„Welche Langzeitfolgen uns die Pandemie bringt, lässt sich nur erahnen“, sagt Kurosch Yazdi. „Wir rechnen aber mit einem Anstieg der psychischen Erkrankungen. Ich denke, wir müssen nun Strukturen schaffen bzw. ausbauen, um Betroffene rechtzeitig und professionell unterstützen zu können.“

 

TeilnehmerInnen der Pressekonferenz (v.l.n.r.): Koubek, Yazdi, Bacher, Nemesch
TeilnehmerInnen der Pressekonferenz (v.l.n.r.): Koubek, Yazdi, Bacher, Nemesch

Weitere Informationen zu dem Thema, entnehmen Sie bitte den Unterlagen der Pressekonferenz:

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PK-Unterlagen Jugend 17.3.2021 FINAL.pdf
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Hier können Sie die Pressekonferenz nachsehen: