18.06.2021: Psychische Belastungen am Ende des Schuljahres

Homeschooling, distance learning, soziale Isolation – die Corona-Pandemie hat den Schulalltag auf den Kopf gestellt und SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern in unterschiedlicher Weise herausgefordert. Die Nachwirkungen sind noch spürbar – vor allem die psychischen Belastungen werden es laut ExpertInnen auch noch länger sein. Die Krisenhilfe OÖ veranstaltete daher am 18. Juni 2021 eine Pressekonferenz im Linzer Presseclub zu dem Thema: „Psychische Belastungen am Ende des Schuljahres - Wie Corona den Schulalltag auf den Kopf gestellt hat.“

 

v.l.n.r.: Ehrenbrandtner, Hörmanseder, Schmid
v.l.n.r.: Ehrenbrandtner, Hörmanseder, Schmid

Die befürchteten negativen Auswirkungen von Corona im Bereich der Bildung - zumindest hinsichtlich des Lernerfolges der SchülerInnen - sind derzeit nicht nachzuweisen. Das zeigen aktuelle Studien wie die der JKU (Optimismus in der Krise: Erste Studien zeigen stabile Lernergebnisse während des Lockdowns) oder Studien aus Deutschland und den deutschsprachigen Gebieten der Schweiz. Trotz der sehr herausfordernden Mehrfachbelastungen scheint es vielen Eltern gelungen zu sein, während der Lockdown-Phasen und in Zeiten des homeschoolings, den „normalen Schulunterricht“ und die schulischen Strukturen zu kompensieren.

 

„Anlass zur Sorge geben jedoch die durch Studien belegten negativen Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Verfassung von Kindern und Jugendlichen“, sagt Mag.a Sonja Hörmanseder, Leiterin der Krisenhilfe OÖ. „Es wenden sich noch laufend SchülerInnen, Eltern aber auch LehrerInnen an die Krisenhilfe OÖ, die auf unterschiedliche Weise mit den Corona-Folgen zu kämpfen haben. Vor allem gegen Schulschluss merken wir, dass bei SchülerInnen und indirekt auch bei Eltern der Druck, das Jahr mit guten Leistungen zu beenden, steigt - besonders in den Abschlussklassen bzw. Schulstufen vor einem Übergang. Dennoch ist es erfreulich, dass sich SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen bei der Krisenhilfe OÖ melden, um sich Unterstützung zu holen – wir sind froh, hier einen Beitrag leisten zu können.“

 

Bei der Pressekonferenz
Bei der Pressekonferenz

Hohe Belastungen bei SchülerInnen

„Zukunftsängste und Erschöpfung, bis hin zur Suizidalität, machen sich bei einzelnen SchülerInnen bemerkbar. Wir hatten im Mai einen Anstieg an mobilen Einsätzen in Schulen - meist aufgrund von Suizidalität. Die Krisentelefonate der letzten Zeit drehten sich durchschnittlich häufiger um das Thema ‚Schule‘. Wir hören zudem auch, dass in manchen Klassen die Gruppe bzw. der Freundeskreis nicht mehr so häufig wie vor der Pandemie als ‚Ressource‘ erlebt wird, bei der man positive Energie auftanken kann. Die soziale Isolation hat einfach viele SchülerInnen extrem belastet“, sagt MMag. Martin Schmid von der Krisenhilfe OÖ. „Viele SchülerInnen haben ein sehr dünnes Nervenkostüm, fühlen sich ‚unrund‘, unsicher und sind genervt von den nun ungewohnten großen Gruppe, der Zusammenhalt in der Klasse ist geschwunden. Wir erleben Belastungen bei einzelnen SchülerInnen, die generell eher die Rolle des/der AußenseiterIn inne hatten. Leider trifft das auch auf viele SchülerInnen mit Migrationshintergrund zu. Die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehende soziale Isolation, war dem Integrationsprozess erwartungsgemäß nicht dienlich.

 

Laut einer MHAT-Studie leiden Menschen mit einer chronisch körperlichen Erkrankung, einer körperlichen oder psychischen Erkrankung in der Familie, alleinerziehende El­ternteile, Menschen mit traumatischen Erfahrungen und Menschen, die armutsgefährdet sind, bis zu viermal öfter an einer psychischen Erkrankung. Gerade diese Menschen sind von der Corona-Pandemie und den Maßnahmen besonders betroffen und eingeschränkt gewesen, was sich sowohl auf die psychischen Probleme als auch auf die Lernerfolge durch eingeschränkte Unterstützungsmöglichkeiten ausgewirkt hat.

 

Auch war die Corona-Pandemie ein Trigger für Mobbing, vor allem das Cybermobbing wurde dadurch noch einmal gepusht.“

 

Die Unterlagen zu der Pressekonferenz können Sie sich im Anhang herunterladen:

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Presseunterlage Belastungen in der Schul
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