25.01.2021: ELCO/KICO - ein Unterstützungsangebot für familien bei psychischen erkrankungen und belastungen

Eine Beratung durch elco/kico ist auch aktuell möglich! Die kontaktdaten finden sie weiter unten im beitrag angeführt.

Psychische Erkrankungen sind alles andere als selten. Auch Herr Stelzhammer (43) (Name geändert) war aufgrund seiner psychischen Erkrankung bereits seit vielen Jahren in ärztlicher und therapeutischer Behandlung. In Folge der großen Belastungen für die Familie und die kleine Tochter (8), wurde er auf ELCO/KICO aufmerksam. Dahinter verbirgt sich ein einzigartiges Angebot, das Mütter oder Väter, die psychisch erkrankt sind, und deren Kinder unterstützt.

Wenn Mama oder Papa psychisch erkranken, sind alle Familienmitglieder, aber besonders die Kinder mit vielen schwierigen Situationen konfrontiert. Vor allem jüngere Kinder können sich unter einer Erkrankung, die keine oder wenige körperliche Gebrechen zeigt, wie z. B. ein gebrochenes Bein oder ähnliches, nichts vorstellen. Die psychische Erkrankung zieht sich oft wie ein Schreckgespenst durch das Familienleben. Sie löst Angst und Verunsicherung aus. Viele Kinder entwickeln auf lange Sicht selbst Auffälligkeiten oder werden krank. Ziel von ELCO/KICO ist es psychisch belastete Eltern zu unterstützen und deren Kinder gesund zu erhalten.

 

Herr Stelzhammer, wie wurden sie auf ELCO/KICO aufmerksam? Können Sie uns den Ablauf der Beratungsstunden schildern?

Gregor Stelzhammer: Durch meine psychische Erkrankung bin ich seit Jahren in psychotherapeutischer Behandlung. Meine Therapeutin – ich kenne sie aus dem  Sonnenpark Bad Hall von pro mente Reha – hat mich eines Tages auf ELCO/KICO aufmerksam gemacht. Ich bekam den Tipp, mich bezüglich meiner Tochter dort hin zu wenden. Denn es war für mich regelmäßig ein Thema, meiner Tochter glaubhaft und kindgerecht zu vermitteln, dass ich sie liebe, auch wenn ich gerade einen komischen Tag habe. Oder sich viele komische Tage aneinanderreihen.

 

Unglaublich professionell, ehrlich und herzlich, so hat Herr Stelzhammer die Beratung erlebt.

Am ersten Tag habe ich sofort gemerkt, da passt die Chemie. Nach ein paar Kennenlernstunden zu zweit (Anm.: meine Beraterin und ich) habe ich mich entschlossen, zuerst meine Frau, später auch meine Tochter ins Boot zu holen. Auch für meine Frau war es nach all den Jahren kein Leichtes, mit meinen Einschränkungen klar zu kommen. Nach ein paar Stunden mit meiner Frau lag der Fokus jedoch bei meiner Tochter. In den folgenden Stunden haben die Beraterin, meine Tochter und ich einige Spiele ausprobiert. Das Spiel Dobble war der Eisbrecher und wird seitdem auch bei uns zuhause regelmäßig ausgepackt.

Nach den ersten Kennenlernstunden zu dritt gab es eine gute Vertrauensbasis zwischen der Beraterin und meiner Tochter. Spielerisches Kennenlernen und gegenseitiges Vertrauen aufbauen standen dabei im Mittelpunkt. Schließlich besuchte meine Tochter alleine das Kindercoaching. Im Gespräch mit der Beraterin hatte sie den Freiraum wirklich alles sagen zu dürfen, was ihr am Herzen liegt.

Ihr wurde auch durch spezielle Kinderliteratur, wie „Papa Panda ist krank“ vermittelt, was mit ihrem Papa los ist. Denn, wie soll man einer damals noch 7jährigen erklären, dass Papa nicht spielen will und lieber im Bett liegt und, warum Papa oft traurig ist, Panikattacken hat oder weint.

 

Was hat sich durch die Beratung in Ihrem Leben und im Leben Ihrer Tochter verändert?

Mittlerweile haben meine Tochter und ich eine aktivere Ebene miteinander gefunden. Wir haben gemeinsame Aktivitäten entdeckt, die uns Spaß machen. Meine Tochter spürt jetzt, es gibt vieles, das sie und Papa verbindet. Auch wenn Papa wieder eine schlechtere Phase hat.

 

Die Beratungsstunden bei ELCO/KICO haben für meine Tochter einen geschützten Raum eröffnet. Sie konnte dort meine bzw. ihre Probleme mit mir beim Namen nennen und hat genug Vertrauen aufgebaut, um sich mitzuteilen. Sie hat gelernt, damit umzugehen, dass ich anders bin als andere Väter oder dass unser Familienleben sich von anderen Familien unterscheidet. Das ist für ein Kind sicher sehr viel wert.

Sie und Ihre Frau haben sich im vergangenen Jahr getrennt. Wie ging es dann weiter?

Die endgültige Trennungsentscheidung fiel zeitgleich zu unserem Coaching. Auch in der Phase der Trennung haben wir Unterstützung durch ELCO/KICO erfahren. Durch die Stunden mit unserer Betreuerin hat meine Tochter in kindgerechter Art und Weise die Bestätigung bekommen, Mama und Papa sind beide meine Eltern und haben mich lieb. Sie müssen nicht beide immer bei mir sein, damit ich geliebt bin.

 

Mittlerweile haben wir eine gute Regelung gefunden, meine Tochter übernachtet auch bei mir, wenn es passt. Wir basteln und heimwerken gerne gemeinsam. Hie und da gibt es auch mal ein gemeinsames Spiel auf der Spielkonsole.

 

Die Wohnung, in der meine Tochter nun lebt, befindet sich gerade einmal ein paar Häuser weiter. So konnte sie im gewohnten Umfeld bleiben und es hat sich nicht alles verändert. Durch die Unterstützung unserer Beraterin hatte ich die Sicherheit, dass die Trennung und die damit verbundenen Auswirkungen für meine Tochter so gut wie möglich über die Bühne gehen konnten.

 

Sich Unterstützung bei ELCO/KICO zu suchen, war für meine Familie definitiv die richtige Entscheidung. Mir war auch sehr wichtig, dass ich meine Tochter nicht dem erhöhten Risiko aussetze, selbst später einmal psychisch zu erkranken. Denn dieses Risiko ist definitiv erhöht.

 

3 Schutzfaktoren verhindern wesentlich, dass Kinder aus belasteten Familien später selbst psychisch erkranken:

  1. Die Eltern lassen sich behandeln.
  2. Es gibt gesunde Bezugspersonen und
  3. es erfolgt eine altersgerechte Aufklärung über die Erkrankung.

Wie lautet Ihr persönliches Resümee?

Wenn ich gewusst hätte, dass es ELCO/KICO gibt, dann wäre ich sicher schon früher vorbeigekommen. Es ist so ein geniales und menschliches Angebot. Die MitarbeiterInnen bei pro mente OÖ sind so außergewöhnlich und herzlich. Ich bedanke mich vor allem bei unserer Beraterin!

FACTBOX

In Österreich leben zwischen 300.000 bis 400.000 Kinder in einer Familie, in der Vater oder Mutter psychisch krank sind. Mit dem Angebot ELCO/KICO, das derzeit in Linz, Wels und Steyr angeboten wird, gibt es einen Ort für Kinder, an dem sie sich wohl fühlen können, Spaß haben und erfahren "Ich bin nicht allein", denn anderen Kindern geht es ähnlich. Jüngere Kinder und Jugendliche können in Einzelgesprächen mit den Beraterinnen all ihre Sorgen und Fragen besprechen.

Das Angebot ELCO/KICO ist kostenlos.


Kontakt:
https://www.elco-pmooe.at/

 

Das Interview führte Bettina Roitinger, Abteilung Kommunikation & Marketing.